Der Espresso
Neben Wein, vielleicht aber noch viel mehr als der Wein, gilt der
Espresso (in Italien kurz:
Caffe) als das typischste italienische Getränk, obgleich die
Erfindung der Maschine, mit der diese Köstlichkeit gebraut wird, noch
nicht weit zurückliegt. 1903 patentierte ein Ingenieur namens Bezzera
die erste Maschine für "Espresso-Kaffee", der bald viele Generationen
folgen sollten. Die Notwendigkeit, für den verwöhnten Gaumen des
Kunden jede Tasse einzeln zuzubereiten und zu servieren, aber auch die
augenblickliche Veränderung der organoleptischen Eigenschaften von
nicht sofort getrunkenem Kaffee waren der Grund für diese neue
Zubereitungsart, die eine schnelle Ausgabe der jeweils erforderlichen
Anzahl Tassen erlaubte. Diese Vitaminspritze für den Geist, diesen energiespendenden Nektar, dieses belebende Konzentrat, dieses
dickflüssige, cremige Meisterwerk und Kondensat von Aromastoffen, das
die Bezeichnung "Espresso all'Italiana" trägt, erhält man nur mit
einer qualitativ hervorragenden Kaffeemischung, mit leistungsfähigen
und ständig gewarteten Maschinen sowie mit der Sorgfalt eines
qualifizierten Barmanns, der seine Arbeit liebt. Immer häufiger ist man
heute auf der Suche nach einer Bar, in der man einen "anständigen"
Kaffee serviert bekommt, meist mit wenig Erfolg.
Dies ist sicher auch ein Grund, weshalb viele Verbraucher inzwischen
auf den Kaffee in der Bar verzichten. Viele Familien haben sich
kleine Kaffeemaschinen angeschafft und machen sich ihren "Espresso" zu
Hause selbst, oft mit besserem Ergebnis und zu niedrigeren Kosten.
Will man diesem neuen Verbrauchertrend Einhalt gebieten (man schätzt,
dass in den letzten Jahren über eine Million kleine Espresso-Maschinen
verkauft worden sind), müssen die öffentlichen Betriebe dafür sorgen,
dass sie einen qualitativ hervorragenden Kaffee servieren. Um ein
guten, konzentrierten, cremigen Kaffee zu bereiten, der auch das Auge
anspricht, einen Kaffee, der neue Freunde gewinnt und alte Kenner
wieder an die Bar lockt, muss die Kaffeebereitung unter Bedingungen
erfolgen, bei denen ein optimales Gleichgewicht zwischen drei
grundlegenden variablen Faktoren besteht: Kaffeemischung,
Technische Geräte (Maschine und Mühle) und
Bedienungspersonal.Das Rösten
Der Röstvorgang besteht darin, dass die Kaffeebohnen in
Spezialbehältern bei einer Temperatur von 200-220° so lange - zuweilen
bis 20 Minuten - ständig umgewälzt werden, bis die Bohnen eine
dunkelbraune Farbe angenommen haben. Während des Röstvorgangs kommt es
insgesamt zu einem Gewichtsverlust von 18-22%, der hauptsächlich auf
die Abscheidung von Wasser, auf die Verbrennung der Zuckerstoffe, auf
die Reduzierung eines Teils des Tannins und, zu einem kleinen
Prozentsatz, der Fette zurückzuführen ist.
Ein ausserordentlich wichtiger Faktor beim Rösten ist, dass die Bohne
innen wie aussen gleichermassen geröstet wird. Das Volumen der Bohne
nimmt bei diesem Vorgang bis zu 60% zu, so dass das spezifische Gewicht
erheblich geringer ist. Das im Bohnenkern enthaltene Essenzöl tritt
gänzlich oder fast ganz an die Oberfläche und entwickelt das
aromatisches "Kaffeöl", das sich aus über 600 chemischen
Stoffen zusammensetzt und dem gerösteten Kaffee den angenehmen
Geschmack verleiht. Der Röstvorgang darf zur Steigerung des Aromas
jedoch nicht forciert werden, da sonst die Gefahr besteht, dass das
Aroma statt dessen abnimmt, weil viele dieser Kaffeöl-Substanzen
verfliegen.
Die Mischung
Wie schon erwähnt, so gut eine einzelne Kaffeesorte auch sein mag,
sie reicht nicht aus, um einen geschmacklich vollkommen abgerundeten
Espresso zu bereiten.. Gewöhnlich bezeichnet man mit Mischung das
Zusammenfügen von Kaffeesorten verschiedener Herkunft. Bei den im
Handel verfügbaren und für die Bar bestimmten Kaffeesorten handelt es
sich nicht immer um Mischungen aus vielen verschiedenen Varietäten;
durchschnittlich lassen sich vier bis acht unterscheiden. Beim Mischen
steht das Ziel im Vordergrund, einen Geschmack und ein Aroma zu
erzielen, die gleich bleibend reproduzierbar sind. Um eine kostante
Espresso-Qualität zu gewährleisten, die in Würze, Gehalt und Aroma
perfekt ist, werden bei der Firma
Jolly Caffe nach dem Rösten zwölf "Arabica"
-Kaffeesorten miteinander vermischt.
Aus Raum- und Zeitgründen sowie aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen,
die einzig die Firmengrösse und insbesondere jene Röstbetriebe
betrifft, die Mischungen für den Lebensmittelsektor herstellen, kann
das Mischen auch vor dem Rösten stattfinden. Dabei ist jedoch zu
beachten, dass dieses System nicht für eine qualitative Konstanz
bürgt, da jede Kaffeesorte eine spezifische Temperatur benötigt, die
bei den verschiedenen Rohkaffeesorten jeweils unterschiedlich ist.
Das ist in etwa so, als würde man verschiedene Nudelsorten zusammen
kochen und behaupten wollen, dass dieses Gericht "ausgezeichnet" ist im
Vergleich zu klassischen, "al dente" gekochten Spaghetti- oder
gerillten Rohrnudeln, aus dem einfachen Grund, weil die einzelnen
Nudelsorten einen Durchschnitt bilden von halbroh, bissfest, gar und
verkocht. Für die Grossröstereien, die den Lebensmittelsektor beliefern
(und rund 70% des Markts ausmachen), mag es von Vorteil sein, über
dieses Problem hinwegzusehen; Jolly Caffè kann aber nicht akzeptieren,
dass
dies allgemein als ein Vorzug hingestellt wird, der Qualität wegen und
gegenüber den Firmen, die, wie Jolly Caffè die verschiedenen Rohbohnensorten
separat rösten. Ein absurdes Konzept, das geboten würde, dass man gute
Qualität erhält wie eine Algebrasumme aus sich ausgleichenden Vorzügen
und Nachteilen. Mit anderen Worten, man verschweigt die Wahrheit,
indem man redet. Das Mischen des Kaffees nach dem jeweils für die
einzelnen Sorten getrennt vorgenommenen Röstvorgang, hat den Vorteil,
dass beim Rösten eine sorgfältigere Überwachung des allmählichen
Temperaturanstiegs möglich ist und man durch Kontrollen unmittelbar
nach dem Rösten eine gleich bleibende Qualität gewährleisten kann. Wie
die "Sommeliers" ein eigenes Vokabular, haben, um die Eigenschaften
eines Weines auszudrücken, so verfügt auch der Espresso-Kenner über
eine Reihe von Ausdrücken, mit denen gewöhnlich die Vorzüge und Mängel
eines Kaffees beschrieben werden: Säure, Konsistenz, herb, unrein,
weich, holzig etc.
Merkmale der Wichtigsten Kaffeesorten
Brasilien - Brasilianischer Kaffee wird hauptsächlich für
Mischungen verwendet. Der Beste ist der Burbon Santos, mild,
schokoladenartig und von ausgewogener Säure. Costarica - Sehr
aromatisch, konsistent und gehaltvoll, mit ausgewogenem Säuregrad.
El Salvador - Weich, von harmonischer Konsistenz und Säure, nicht
viel Aroma. Gut für Mischungen. Equador - Ausgeprägte Würze,
nicht sehr konsistent. Wird gewöhnlich für Mischungen benutzt.
Guatemala - Würzig, durchdringendes Aroma, sehr konsistent.
Haiti - Geschmeidig, mild und delikat, mittlere Konsistenz und
Säure. Hawai - Angenehmes Aroma, mittlere Konsistenz. Leichter
Nussgeschmack. Indien - Leichte Säure, ausgewogene Konsistenz
und delikates Aroma. Indonesien - Gehaltvoll und konsistent.
Der Beste kommt aus Java. Oft mit Kaffee aus Jemen gemischt.
Jemen - Als Mokka bekannt, gehaltvoller Schokoladengeschmack. Kenia
- Vollmundig im Geschmack, konsistent und rein. Aroma und Säure
ausgeprägt. Kolumbien - Konsistent, aromareich, mit hohem
Säuregehalt. Mexiko - Aromatisch, intensiv, durchschnittliche
Konsistenz. Nicaragua - Ausgewogen in Konsistenz und Säure.
Peru - Ausgewogen in Konsistenz und Säure, milder Geschmack.
Portorico - Vollmundig, gehaltvoll und konsistent. Milder
Geschmack. San Domingo - Ausgewogene Konsistenz und
abgerundetes Aroma. Tansania - Gehaltvoll im Geschmack,
ausgewogene Konsistenz, delikates Aroma.
Das Koffein
Koffein ist ein in der Kaffeebohne enthaltenes Alkaloid, das
anregend auf das zentrale Nervensystem wirkt; in der richtigen
Dosierung sorgt es für die Freisetzung von Adrenalin und steigert
damit die Herztätigkeit. Es herrscht die geläufige Meinung, dass der
cremige, dickflüssige, aromareiche Espresso an der Bar einen höheren
Koffeingehalt besitzt als etwa selbstgekochter Kaffee, aber das
Gegenteil ist der Fall. Denn (dies gilt jedoch nur für Bars, die
hochwertige Kaffeemischungen verwenden) der Kaffee von der Arabica-Pflanze
hat einen Koffeingehalt von 0,9% bis 1,5%, also deutlich unter dem
Koffeinwert von Robusta-Kaffee, der
zwischen 2% und 3,5% schwankt. Daraus folgt eindeutig, dass ein
Espresso, der mit billigen, minderwertigen Robusta-Mischungen
hergestellt wird, nicht gesundheitsfördernd ist, da der hohe
Koffeingehalt vom menschlichen Körper nicht assimiliert wird.
Die vernünftige
Höchstgrenze liegt bei 5 bis 6 Tässchen pro Tag, wenn der Kaffee in
Bars getrunken wird, die gute Kaffeemischungen verwenden; etwas
weniger, wenn der mit preisgünstigeren Mischungen zubereitete Kaffee
zu Hause oder in Bars getrunken wird, die minderwertigere Qualitäten
verwenden. |